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Entwicklungsgeschichte und wissenschaftliche Anerkennung
EMDR wurde von Fracine Shapiro 1989 ursprünglich zur Heilung von traumatischen Erlebnissen entwickelt und gilt inzwischen als die am besten wissenschaftlich untersuchte Traumatherapiemethode (Hoffmann 1999 ; Plassmann 2002). Erst durch diese Methode gelten Psychotraumata wissenschaftlich als heilbar (Journal of the American Medical Assosiation, Solomon, S., E. T. Gerrity, et al. (1992), "Efficacy of treatments for posttraumatic stress disorder", JAMA, Bd. 268, S. 6-33-638) (American Psychological Assosiation, Chambless, D., M. Baker, et al. (1998), "Update on empirically validated therapies, II", The Clinical Psychologist, Bd 51 (1), S. 3-16).
Was genau ist überhaupt ein psychisches "Trauma"?
Prof. Dr. med. Günter H. Seidler definiert ein psychisches Trauma unter anderem als: „...eine seelische Wunde, die auf ein (o. mehrere) traumatisierendes Ereignis zurückgeht, bei dem im Zustand von extremer Angst und Hilflosigkeit die Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums überfordert waren“. D.h., jede Situation, die wir erlebt oder beobachtet haben und die wir nicht verarbeiten konnten, ist ein traumatisierendes Ereignis. Das kann auch ein "unbedeutend" erscheinendes Ereignis, wie ein Sturz mit dem neuen Roller als 3-jähriges Kind gewesen sein, bei dem wir auf uns allein gestellt und dadurch hilflos überfordert waren, gewesen sein.
Wissenschaftliche Anerkennung von EMDR in Deutschland
2006 wurde EMDR auch in Deutschland vom wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie als wissenschaftliche Methode anerkannt (Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie nach §11 PsychTHG). Dennoch wird sie von den gesetzlichen Krankenkassen in der ambulanten Psychotherapie nicht bezahlt, da sie nicht zu den beiden "Regelverfahren" gehört.
Was ist iEMDR?
iEMDR steht für "integratives" EMDR. Es ist eine Weiterentwicklung des problemfokussierten Ansatzes von Francine Shapiro, um den lösungsfokussierten Ansatz von Dr. Inge Grell vom Institut für MetaKommunikation Jena.
Der Ansatz und die Wirkweise von EMDR
Bei einem Trauma werden Stresshormone ausgeschüttet, welche die normale Verarbeitungsfähigkeit und Abspeicherung des Erlebten im zusammenhängenden Erinnerungsgedächtnis (Hippocampus) verhindert. Das bedeutet, das nicht verarbeitete Ereignis kann nur in seinen vielen Einzelteilen, nicht aber in seinem zusammenhängenden Sinn, in unserem Gehirn zwischengespeichert werden. In Bildern der Computersprache gesprochen: Anstatt auf der "Festplatte" abgelegt zu werden, bleibt es im "Arbeitsspeicher", was dazu führt, dass es in seinen Einzelteilen "daueraktiv" ist und unkontrolliert "herumschwirrt" (führt zu zwanghaftem, aufdrängendem Erinnern). Und sobald wir im Alltag etwas wahrnehmen, was diesem jeweilligen Teil gleicht, wird die alte Teilerinnerung "aufgerufen" wird (führt zu Flashbacks). Wie bei einer Internet-Suchmaschinen-Anfrage, die dann Ergebnisse ausgibt, die alle etwas mit der "Suchanfrage" verbindet.
EMDR macht sich diese, sowie das noch junge, über Forschungen gewonnene Wissen zu Nutze, dass der Mensch über einen natürlichen psychischen Mechanismus verfügt, Erlebnisse zu verarbeiten. Dies sind die schnellen Augenbewegungen (REM= rapid eye movement), die während des Schlafens in der Traumphase auftreten. Diese sind Zeichen der psychischen Verarbeitung des am Tag Erlebten im Gehirn.
Aus diesem Wissen, wurden mehrere Stimulationsarten dieses REM-Verarbeitungsmechanismusses entwickelt sowie die generell erforderliche und zu allen anderen Traumatherapien völlig andere Grundhaltung des Therapeuten, während des Prozessierens.
In einer EMDR-Sitzung wird anhand eines einzigen, belastenden Teils dieses Ereignisses - z.B. ein Geruch, ein Gefühl, eine bestimmte Sache o. Ort, etc. - das gesamte Ereignis im Gehirn nachverarbeitet. Prinzipiell geht das sehr schnell ; Stellen Sie sich vor, sie sitzen im Kino und erleben den gezeigten Film im Zeitraffer ; Sie beobachten nur. Am Ende des Prozessierens stellen Sie fest, dass keine Belastung und Lebenseinschränkung mehr vorhanden ist. Im Gegenteil. Sie haben neue, positive Einstellungen entwickelt und in sich fest verankert. Darüber hinaus haben Sie (wieder) Zugang zu inneren Kraftquellen und Stärken, mit denen sie ab sofort kraftvoller und selbstsicherer in der Welt sind!
Die 2 großen Anwendungsrichtungen
⇒ EMDR eignet sich konkret zur Auflösung folgender Beschwerden und psychischer Symptome (problem-/symptomfokussiert):
Entstressung im Allgemeinen (Auflösung von negativen Emotionen, unangenehmen Körperempfindungen (z.B. Herzklopfen, Kloss im Hals, usw.) und Glaubenssätzen)
Phobien
Zwangshandlungen, -impulsen und -gedanken (mit traumatischem Hintergrund)
Angst- und Panikstörungen
Posttraumatische Belastungsstörungen
reaktiver Depressionen (Anpassungsstörungen bei der Verarbeitung einschneidender Lebensereignisse)
Abschwächung von Persönlichkeitsstörungen
Grübeln, Gedankenkarussel, hartnäckige negative Glaubenssätze bzw. Selbstüberzeugungen
Selbstwertkrisen
⇒ iEMDR eignet sich zur Auflösung innerer Blockaden, welche die Verwirklichung von konkreten Zielen im Hier und Jetzt verhindern (lösungs-/zielfokussiert).
Mögliche Themen können z.B. sein:
Einkommenserhöhung
neuer Job ; beruflicher Erfolg ; Berufung
einen passenden Lebenspartner finden
erüllte Partnerschaft leben
Schwangerschaft bzw. Kinderwunsch
Bestehen von Prüfungen
Glaubenssatzauflösung
Ressourcen- und Selbstwertstärkung
Realisierung von Projekten aller Art